Es ist wohl mal wieder an der Zeit die letzten Tage ein kleinen wenig Revue passieren zu lassen.

Sonntag, der 19.10.2014: Klein ist doch die Welt!
Ich schaffte es auszuschlafen, abgefahren! Der Hahn der um 6 Uhr Alarm schlug und auch die Sonne konnte ich tatsächlich mal bis 11 Uhr ignorieren und noch einmal weg dösen. Anschließend begab ich mich mal wieder ins Meer, so wollte ich schließlich später noch duschen und das Zelt grob sauber machen. Bei dem Spaziergang zum trocknen nach der Dusche viel mir schnell auf, dass sich was an „meinem“ Strand getan hatte. Ein neues weißes großes Fahrzeug stand am anderen Ende des Strandes.

Als ich näher kam musste ich etwas schmunzeln. Auf dem Nummernschild standen zwei mir sehr gut bekannten Buchstaben, OS! Abgefahren wie klein die Welt doch ist dachte ich mir. So traf ich auf Doris und Bernhard, hoffentlich richtig geschrieben…! Ich wurde nett begrüßt und quatschte eine ganze Zeit. Die Sonne brannte und Doris bat mich und Bernhard hinein in das Wohnmobil. Die beiden hatten, frisch aus der Türkei kommend, noch Baklava. So saßen wir also noch eine Weile gesellig im Wohnmobil und ich aß schon jetzt mein erstes Türkisches Essen. Auch mein erstes Türkisches Geld erhielt ich, denn die beiden hatten noch sechs Türkische Lira übrig, die sie mir schenkten. Wie nett! Es war wirklich eine erfrischende Abwechslung, so viel mir am Strand bald die Decke auf den Kopf. Aber wen wundert das, so waren solche langen Stopps nie eingeplant! Am Abend wurde dann mal wieder der Kocher angeworfen und es gab mal wider ein warmes Abendessen.

Montag, der 20.10.2014: Volkswagen, was sonst…
Am nächsten Tag schaffte ich es dann den Morgen einfach zu verbummeln. Gegen Mittag schwang ich mich dann auf Kati, denn ich wollte zu einem VW Autohaus um einen Stecker zu bestellen. Denn leider hatte ich einen falschen Stecker eingesteckt und so war die Stromversorgung in meinem Koffer noch ohne Funktion. Glücklicher Weise hatte ich mich für eine Stecker Verbindung von VW endschieden, denn die gab es ja überall! Und tatsächlich erreichte ich dann nach kurzem ein VW Autohaus, welches mir Kissoudakis (eine frühere Bekanntschaft) zuvor per Facebook genannt hatte.

Leider war das Englisch der Mitarbeiter auf gut Deutsch gesagt beschissen. Aber mit dem falschen Stecker in der Hand konnte ich dem Mitarbeiter dann doch klar machen, was ich von ihm wollte. Kurze Zeit später bekam ich einen Schwächeanfall. Um die 12€ wird mich der Stecker kosten. Uff, in Deutschland hätte ich um 3-4€ bezahlt, nur mal als Vergleich. Da ich keine Wahl hatte wurde der Stecker bestellt und mir wurde zugesichert, dass dieser in zwei Tagen eintreffen werde. Wir werden ja sehen… Da ich sowieso kurz vor Alexandroupolis war, drehte ich noch eine Runde durch die Stadt und füllte Kati’s Tank und den des Kochers schon mal auf. Auf dem Rückweg zum Strand bremste ich dann noch kurz beim Bäcker ein um Brot und was zum naschen zu kaufen. Ein Brot und was zu naschen brachte ich Doris und Bernhard als kleines Dankeschön mit. Der Rest an naschkram war für Georgyos als Denkeschön gedacht. Es war gerade erst halb drei, da freute ich mich sehr über die Einladung von Bernhard zu einem „Tomatenteller“, so hatte ich ja auch noch nicht gefrühstückt…! Leider hatte ich keine Kamera dabei, der Teller den ich bekam war mit Mühe hergerichtet. Ach was war das schön, frischen Salat hatte ich länger nicht gehabt. Und so saß ich noch mal drei Stunden mit Doris und Bernhard zusammen und klönte mit Ihnen. Abends gab es dann nur noch eine Scheibe Brot und dann rief mal wieder früh das Zelt. An dieser Stelle sei etwas erklärt: Es ist erstaunlich wie schnell sich der Körper seinem natürlichen Rhythmus hingibt. Müde werden so bald es dämmert, schlafen gehen so bald es dunkel ist und aufstehen sobald der neue Tag beginnt. Das ist eine ganz besondere Art der Freiheit, welche ich wirklich sehr schätzen gelernt habe. Für mich stelle ich fest, dass ich ausgeglichener bin, am Tage keine Müdigkeitsanfälle kommen und ich in meinem Zelt meist besser schlafe als zu Hause in einem Bett mit Lattenrost…! Aber das ist ein Thema für sich.

Dienstag, der 21.10.14: Feines Frühstück…
… weniger feines Wetter. Gegen 10 Uhr verabschieden sich Doris und Bernhard von mir, die beiden werden weiter Richtung Heimat fahren. Mir wird noch eine Tüte in die Hand gedrückt. Der Inhalt freut mich sehr, denn ich erhalte Schwarzbrot, etwas Marmelade und eine Auswahl an Schmierkäse. Das Frühstück ist ein voller Erfolg, so ist doch wirklich jede Abwechslung willkommen! Den Tag über sortiere ich mal wieder mein Gepäck neu, vor allem meine „Küche“ wird zum tausendsten mal umsortiert. Der Tag geht ohne große Ereignisse vorüber. Das Wetter fängt an mir Sorgen zu bereiten, da es immer frischer wird, der Wind hat deutlich zugelegt und die Wolken schreien danach sich zu entladen. Da ich davon ausgehe, dass es ab jetzt immer kälter werden wird und dann wohl bleiben wird, mache ich sicherheitshalber schon mal das Futter in die Motorradkombi!

Mittwoch, der 22.10.14: Der Umzug
Früh aus den Federn räume ich meinen Kram zusammen, das meiste habe ich am Abend noch geräumt und verpackt. Die Nacht ist zum Glück noch trocken geblieben. Schnell ist alles verstaut und es kann los gehen. Auf dem weg zum Campingplatz halte ich noch kurz beim Lidl, der Lebensmittelvorrat wird aufgestockt. Am Campingplatz eingetroffen ist das erste was ich mache, nach meinem Paket zu fragen. Es hat wirklich geklappt, ich halte das erste der beiden Pakete in der Hand! Immerhin kann ich bis Mittags mein Camp errichten und dann auch den Reifen hinten ersetzten. Bevor ich die Mission starte gehe ich erst einmal meinen „Nachbarn“ kennen lernen. Holger ist in einer Parzelle schräg hinter mir, kommt aus Deutschland und fährt mit dem Fahrrad durch die Weltgeschichte. Dafür wird er sich maximal drei Jahre Zeit lassen, aber das sollte für den Anfang ja auch reichen. Es ist aber auch nicht seine erste Reise wie er mir erzählt, sehr interessant! Und jetzt das lustigste, Holger wartet auch auf ein Paket aus Deutschland und hängt hier fest. Kein Witz! Dann geht es an den Reifenwechsel, denn bevor die nächsten Tage schlechtes Wetter ist möchte ich das erledigt haben. Auch die Kette wird etwas gereinigt und neu gespannt. Etwas Pflege muss ja auch sein…

 

Und ja, der Reifen hätte vielleicht noch 1000km gehalten, aber zum einen ist er für sehr losen Untergrund nicht mehr das Beste und zum anderen zeigt der Reifen nun um jeden Profilblock starke Rissbildung. Und in der Türkei erst zu wechseln und vorerst mit drei Ersatzreifen weiter zu fahren, dazu fehlt mir auch echt die Möglichkeit! Aber nun gut, ich weiß jetzt was dieser Reifen kann und vor allem wie lange und das ist schon mal gut! Nach der Arbeit gibt es Nachmittags frühes Abendessen und auch Holger setzt sich auf ein par Tortellini dazu. Am Abend haben wir uns dann noch auf ein Bier in das Restaurant des Campingplatzes gesetzt und im Internet gesurft. Es ging mal wirklich spät ins Zelt. Bis her war ich noch nie bis kurz vor Mitternacht außerhalb des Zeltes unterwegs!

Donnerstag, der 23.10.2014: Volle Breitseite Unwetter
Morgens beginnt der Tag harmlos. Nach dem Duschen gehe ich ein wenig spazieren, mache noch ein par Kleinigkeiten an Kati und dann wird das Wetter immer schlechter. Ab ca. 11 Uhr sitze ich dann in dem Restaurant des Campingplatzes, Holger gesellt sich nach der Pflege seines Fahrrads auch dazu. Draußen tobt ein Unwetter.

In einer kurzen Regenpause wird mal kurz gecheckt ob das Zelt steht und trocken ist. Es hat sich nicht weit vom Zelt ein See gebildet. Da es weiter und noch stärker regnet ist zu befürchten, dass es später noch ein lustiges plantschen wird. In der nächsten Regenpause ziehe ich aus Sicherheitsgründen einen Graben um mein Zelt und versuche die Seen zu entleeren, welche sich um meinen Platz herum gebildet haben, sie haben sich vergrößert!

Doch es beruhigt sich gegen Abend und es gibt doch wirklich noch wenige Lücken mit blauem Himmel und die Sonne ist zwischendurch auch noch zu sehen. Wie ich mich darüber freue:

Am Abend gibt es dann was nicht selbst gekochtes im Restaurant. Denn irgendwie muss man ja rechtfertigen, dass man den ganzen Tag Strom “klaut“…! Die Nacht verläuft überraschend ruhig und ich komme wirklich zum schlafen.

Freitag, der 24.10.2014: Regelbrüche! 
Der Tag beginnt recht früh, also wird erst ein wenig gebummelt, anschließend fahre ich zu VW meinen Stecker abholen. Zumindest hatte ich das vorgehabt. Als ich da ankomme ist die Enttäuschung groß, war ja klar. Der Typ hat mich also doch nicht verstanden und mir noch einmal den selben Stecker bestellt den ich schon habe. Sch***e! Aber was soll’s, der Azubi erklärt mir auf Englisch, dass der Stecker in Griechenland nicht auf Lager ist und aus Deutschland geordert werden muss. Das dauert mindestens fünf Tage. Also schon mal ein Reinfall. Ich kontaktiere einen Freund in Deutschland, Onur, dieser hat Familie in Izmir (Türkei). Er erklärt sich bereit mir den Stecker zu schicken so bald er ihn bekommt. Also den nächsten Freund angerufen, Sascha, den man schon vom Anfang meines Blogs kennt. Dieser hatte mir schon meine Schuhe zum Bahnhof in Düsseldorf gebracht. Er Arbeitet noch bei VW und bestellt mir umgehend den Stecker. An dieser Stelle schon mal Danke an die beiden, die sich für mich kümmern. Es ist wirklich klasse solche Freunde zu haben! Da mir bei dem warten auf das Paket aus Deutschland die Decke auf den Kopf fällt erkundige ich mich bei Onur, ob ich auch ohne Reisepass in die Türkei einreisen kann. Generell kein Problem, nur wenn man mit einem Fahrzeug einreißt soll es angeblich mit der ID-Card nicht funktionieren. Onur belehrt mich eines besseren, also spontaner Aufbruch. Ich beschließe über das Wochenende nach Istanbul zu fahren und Dienstag zurück nach Griechenland um mein Paket zu holen. Auch Holger will Heute noch in die Türkei aufbrechen. Es kommt zu meinem ersten Regelverstoß. Denn nach dem Duschen und anschließendem Lagerabbau haben wir es bereits 16 Uhr. So spät aufzubrechen ist total dumm, denn es wird ja schon in drei Stunden dunkel und ich werde nicht mehr so viel Strecke schaffen können! Aber ich will von dem Campingplatz runter und nicht noch eine Nacht zahlen. Es geht in gewohntem Tempo die Hauptstraße zur Grenze. Die Straße ist wie ausgestorben:

Der Übergang auf Griechischer Seite ist in 2 Minuten getan, der Grenzer kann sogar gut Deutsch sprechen. Die Türkische Grenze hat es in sich. Ich muss vier mal meine Dokumente vorzeigen. Einmal werde ich wörtlich gefragt: „Going to Syria?…Boom…Boom…Boom?!?“ Etwas verdutzt verneine ich dies selbstverständlich! Der Grenzübergang kostet mich so viel Zeit wie nie zu vor, dass hatte ich nicht erwartet! Aber geschafft:

Ich versuche etwas Zeit gut zu machen und nutze die Anfangs gut ausgebaute Strecke aus. Irgendwann biege ich rechts ab, ich will an das Mamarameer um dort die Nacht zu verbringen. Als ich bereits im dunklen die Stadt Sarköy am Meer erreiche muss ich feststellen, dass Camping hier nicht möglich ist. Es ist eine vollständig zugebaute Touristen Stadt ohne Grünflächen! Ich muss also weiter die Küste runter fahren um einen Platz zu finden. Doch leider kommt der nicht, der Wind wird immer stärker und ich bin schon etwas Müde. Das ist bereits mein zweiter Regelverstoß. Ich Fahre weiter obwohl ich schon müde bin, noch zwei Stunden! Die Straße führt so nah am Meer, dass ich zwischenzeitlich bereits die Gischt im Gesicht habe. Oh man, ich kann nichts finden. Da kommen die ersten Tropfen. Ich ziehe die Reißleine, egal wo jetzt! An der Straße suche ich mir eine „Nothaltebucht“, hier muss ich jetzt zusehen. Es Regnet bereits kräftig und ich habe schon Schwierigkeiten das Zelt aufzubauen, so derbe bläst der Wind. Ein Unwetter scheint aufzuziehen. Nach dem das Zelt steht und ich alles im „trockenen“ habe wird es immer schlimmer. Ich gehe wieder raus in den Regen und mache mehr Abspannseile an das Zelt. Nass zurück im Zelt geht es in den Schlafsack. An Schlafen ist nicht zu denken. Es vergeht nicht eine Stunde, da muss ich raus und noch mehr Abspannseile montieren. Eine halbe Stunde später liege ich nass im Zelt und bekomme mein Zeltgestänge ins Gesicht gedrückt. Verdammte Sch***e! Schnell raus. Der sich nicht unweit von mir entstandene Wasserfall stört mich in diesem Moment nicht. Das Problem ist einfach, dass ich die Heringe zuvor kaum in den Boden bekomme hatte. Der Regen hat diesen nun so aufgeweicht, dass mehrere Heringe rausfliegen. Also geht es etwas näher an das Lose Geröll, ich muss mir Steine besorgen. Diese sind teilweise kaum zu tragen, ich verletze mich an der linken Hand an einer scharfen Kante. Das ich wie doof blute sehe ich aber erst später. Ich bin zurück im Zelt und hoffe nun den Sturm über nicht noch einmal raus zu müssen. Nun liege ich im Schlafsack, immerhin in einer neuen halbwegs trockenen Boffi und meinem trockenem Fließpullover! Bereits öfters zuvor habe ich von Respekt gesprochen, welchen ich vor manchen Situationen habe. Dieser ist hier auch vorhanden, aber viel schlimmer, ich habe das erste mal wirklich Sorge um nicht von Angst zu sprechen. Der Regen löst immer mehr Geröll, ich höre immer wieder herabstürzende Brocken und Erdrutsche. Der Wasserfall ist riesig geworden. Wenn mich ein Erdrutsch erwischt könnte mich das mein Leben kosten, dass ist mir klar. Ich möchte nicht dramatisch klingen, doch die Situation war Lebensgefährlich! Noch ein Regelbruch! Meine Mutter weise ich an mich am nächsten Morgen anzurufen. Sollte ich mich nicht melden ist ggf. etwas passiert und ich konnte nicht mehr den SOS Knopf am Tracker erreichen. Ich liege wach, es ist bereits 2 Uhr. Immer wieder schaue ich aus dem Zelt, die Sicht ist schlecht, aber ich muss ja wissen, wie nah mir die Erdrutsche kommen, welche ich immer wieder höre:

Mir schwirren viele Gedanken durch den Kopf, einer wird wohl prägend und entscheidend sein. Wenn ich Morgen früh unverletzt bin, mein Equipment nicht zerstört ist und am wichtigsten, ich immer noch Lust auf das weiterreisen habe, dann werde ich die weitere Reise wohl auch schaffen. Andernfalls würde es das Ende meiner Reise bedeuten, dass ist mir klar! Der Sturm schwächt nicht ab, ich komme ab und zu dazu mal 10 Minuten die Augen zu schließen. Mir tut alles weh, ich bin erschöpft und habe Hunger. Ich habe ja seit dem Abend zuvor nichts mehr gegessen. Schon wieder ein Regelverstoß, so brauche ich ja irgendwie Energie! Gegen 5 Uhr schaue ich das letzte mal auf die Uhr, anschließend schaffe ich es tatsächlich noch zwei Stunden zu schlafen.

Samstag, der 25.10.2014: Unverletzt, mehr oder weniger!
Als ich gegen 7 Uhr wach werde scheine ich es überstanden zu haben. Es hat aufgehört zu regnen, der Wind bläst noch, aber ist deutlich abgeschwächt. Als ich realisiere, was sich um mich herum abgespielt hat bin ich froh am Leben zu sein. Beschwören kann ich es nicht, aber ich glaube, dass ich mich noch nie so darüber gefreut habe mehr oder weniger Unverletzt zu sein. Der Schnitt an der linken Hand ist sehr ärgerlich und muss erst mal gründlich ausgewaschen werden!
Dann komme ich sogar in das Vergnügen etwas blauen Himmel und ein wenig Sonne zu sehen.

Hier noch Bilder, wie am nächsten Tag mein Camp aussah:

Ihr müsst euch nun Vorstellen, wie es vor dem Unwetter ausgesehen hat. Das Geröll und der Lose Boden der am Hang liegt, dass ist fast alles in der letzten Nacht abgerutscht! Und in der Nacht war da, wo jetzt ein niedlicher Wasserfall ist, eine reißende Wassermasse! Selbst den Hauptständer von Kati hat es Unterspült und ich bekomme sie nur mit großer Anstrengung da weg!
Es sind nur noch wenige bedrohlich wirkende Wolken vom Unwetter, die in den Bergen der Küste festhängen. Es kommen noch zwei drei Schauer, doch ich fange schon mal an meine Sachen zusammen zu packen. Als ich mir sicher bin, dass es die nächste halbe Stunde nicht regnen wird baue ich das Zelt ab. Erstaunlich. Ich Pfeife und singe vor mich hin. Versuche den Schaden zu begutachten und fülle an der nahe gelegenen Wasserstelle meine Vorräte nach. Es ist alles nass, komplett mit Schlamm verdreckt und mein Zeltgestänge ist massiv verbogen, aber ich habe gute Laune.

Zwischenzeitlich genieße ich den Ausblick, muss lächeln und habe dennoch die ein oder andere Träne in den Augen, es sind Freudentränen!
Leider wird es mir, egal wie ich es versuchen werde zu beschreiben, nicht gelingen euch klar zu machen, was in dieser Situation in mir vorging und wie ich mich fühlte. Eine wirklich prägende Nacht! Als ich alles gepackt habe kommt eine Ziegenherde vorbei. Das diese Tiere einfach so die Felsen hochlaufen ist einfach nur beeindruckend. Vor allem weil das Gestein so lose ist, dass die andauernd abrutschen und teilweise auch mal runterfallen.

Als die Herde vorbei ist geht es weiter. Nicht all zu spät möchte ich Istanbul erreichen. Die Straße die am Meer entlang führt ist die einzig befahrbare. Denn als ich in eine „Nebenstraße“ einfahre, erwartet mich durch einen Erdrutsch eine Sackgasse. Also weiter am Meer runter.

Immer wieder liegen Felssplitter auf der Straße, Schlamm und Dreck ist überall verteilt. Doch bald wird es besser und ich bin froh in weiter Ferne wieder eine Stadt zu sehen. Zivilisation, selten habe ich mich so darüber gefreut. Ich Lache und singe in meinen Helm hinein. Immer wieder schießen mir Gedanken zu letzter Nacht in den Kopf. Die Erleichterung ist unfassbar groß und wird noch lange anhalten! In der Stadt wird dann getankt, meine Reichweite ist bereits eingeschränkt und ich habe noch keine passende Währung zum zahlen und benötige so mit eine Tankstelle mit der Möglichkeit der Kartenzahlung. Es geht weiter, nach kurzem dann auch auf die Hauptstraße. Nach einer kurzen Weile erblicke ich eine Gruppe von Radfahrern. Ein Rad steht auf dem Kopf. Ich werde mir wieder treu und halte mich mal wieder an eine Regel. Ich halte um meine Hilfe anzubieten. Das mache ich immer, da ich mich in einer Problemsituation ja ebenfalls über Hilfe freuen würde. Karma eben…! Aber meine Hilfe wird nicht
benötigt, man ist mir aber dankbar fürs Anhalten. Etwa eine halbe Stunde quatsche ich mit den Radfahrern. Die Truppe hat sich erst vor kurzem zusammen getan und will nur bis Istanbul gemeinsam weiterfahren, sich anschließend wieder trennen. Es ist ein Deutscher, ein Pole, ein Kanadier und zwei Schweitzer. Ich bekomme Frühstück, eine kleine Banane, mein erstes Essen nach über 24 Stunden. Istanbul ist nun noch etwas 120 km entfernt. Also geht es weiter. In einem Randgebiet von Istanbul eingetroffen suche ich mir einen Imbiss mit Wi-Fi. Ich werde so freundlich begrüßt und bedient, dass ist wirklich schön! Jetzt suche ich mir eine Unterkunft für drei Nächte. Nach 1 ½ Stunden Recherche habe ich was passendes gefunden. Es liegt nicht so weit von mir weg, aber mitten in der Altstadt Istanbuls mit einigen Sehenswürdigkeit direkt drum herum! Nun brauche ich für ca. 20 km über eine Stunde! Der Verkehr ist eine Katastrophe, aber mal so richtig.

Aber was soll es, regnet gerade ja nicht einmal…
…gut, aber 2 km vor Ankunft werde ich noch mal etwas Nass. Doch was soll’s! Am Hostel eingetroffen stelle ich fest, Glücksgriff. Das Personal ist super freundlich, hilft mir Kati etwas zu verstecken und trägt sogar Gepäck mit hoch in den zweiten Stock.

Wieder bzw. nach wie vor vollkommen erschöpft, aber jetzt muss ich noch fleißig werden. Das Zelt wird mehr Arbeite bedeuten und mehr Platz benötigen. Also wird die Wäscheleine gespannt, Schlafsack, Schlafmatte so wie ein par Kleinigkeiten aufgehangen. Sauber machen und trocknen lassen ist angesagt.

Vom Zelt reinige ich nur die Heringe und das Gestänge. Bei der Reinigung stelle ich fest wie derbe verbogen es ist.

Mit Vorsicht wird zurückgebogen, aber nur ein Wenig, nicht das es jetzt noch bricht!
Anschließend, zu faul zum duschen, geht es zu Fuß noch ein Stündchen in die Nacht hinaus.

Vollkommen geplättet im Bett liegend fällt dann die Anspannung ab, doch jetzt stelle ich fest, mir tut alles weh. Gliederschmerzen, Kopfweh und etwas schnupfig. Allerdings habe ich nach der letzten Nacht nichts anderes erwartet und schlafe mitten im Chaos ein.

Sonntag, der 26.10.2014: Istanbul
Da ich die Gardine zugezogen hatte werde ich erst gegen 10 Uhr wach. Meine erste Handlung ist den Packsack mit meinen Schlafutensilien zu packen. Der Schlafsack ist trocken, die Matte wird noch kurz etwas abgebürstet und dann ist dieser Teil erledigt. Jetzt geht es unter die Dusche, mit Zelt. Ja, richtig gehört. Die Gemeinschaftsdusche ist sehr groß und die meisten scheinen sich schon früh fertig gemacht zu haben. Das blockieren der Dusche für längere Zeit sollte also niemanden stören. Das ich mal mit einem halb aufgebautem Zelt duschen gehen muss, dass hatte ich nicht erwartet. Es ist alles so nass und voll mit matschigem Dreck, dass es schon anfängt zu riechen. Der Geruch ist aber nur ein Grund für die Reinigung. Wenn der ganze Dreck im eingepackten Zustand anfängt zu scheuern, dann wird das Zelt Schaden nehmen! Nach dem ich das Zelt „sauber“ habe stelle ich es in den Flur, ohne zu fragen, da ich mir die Antwort denken kann.

Nach einer Stunde klopft es an der Tür und ich werde freundlich und mit Verständnis für meine Situation gebeten, das Zelt in einer Stunde abzubauen, da neue Gäste kommen und noch sauber gemacht werden muss. Gesagt getan. Ich demontiere wieder die Hauptstrebe in der Mitte und verfrachte das Zelt in mein Zimmer. Dies ist nun vollkommen blockiert und ich mache mich auf den Weg in die Stadt.

Zu erst bummle ich über verschiedene Basare, zugeben etwas planlos, stört mich aber nicht. Nach einer Weile komme ich an dem Gelände der Sultan Ahmet Moschee an. Diese liegt quase direkt am Bosphorus. Jetzt gibt es erst mal einen Tee und ich bestaune den teil Istanbuls, der auf dem Asiatischen Kontinent liegt.

Nach einer Weile mache ich mich noch auf den Weg, das Gelände der Sultan Ahmet Moschee zu erkunden.

Aber nur so weit, wie man keine Eintrittskarte benötigt, denn ich kann und will kein Geld ausgeben! Mit einer der Wachen darf ich sogar ein Foto machen, der Arme steht da bereits seit 6 Stunden!

Als ich auf dem Gelände zwei Männer in Ausgehuniform (so würde ich es nennen) auf Pferden sehe, kann ich nur den Kopf schütteln. Alle wollen Fotos mit Ihnen machen, ich nicht! Das werde ich nicht unterstützen, die Tiere tun mir wirklich leid und sehen nicht besonders happy aus! Nach dem ich dann meine Runde gedreht habe laufe ich zurück zum Hostel, etwas planlos wieder, aber ich erreiche es problemlos! Auf dem Weg höre ich viele Sprachen. Touristen ohne Ende, auch aus Deutschland und scheinbar auch aus der Arabischen Gegend. Denn was ich so höre, also wie gesprochen wird, erinnert mich ein wenig an diese Szene aus dem Film „Der Diktator“.
Und nun sitze ich seit drei Stunden unten in einer Art Gemeinschaftsraum des Hostels, trinke Tee und schreibe diese Zeilen. In Mein Zimmer kann ich nicht, denn das Zelt ist noch am trocknen. Draußen sehe ich zeitweise wie der Regen fällt, hoffe aber, dass ich nach getaner „Arbeit“ noch ein sehr günstiges und gutes Restaurant für den Abend aufsuchen kann. Dies wurde mir empfohlen und soll mehr oder weniger um die Ecke liegen.

Zum Schluss sei noch einmal wiederholt, was ich bereits im letzten Blogeintrag schrieb.
Zwischen den neuen Blogeinträgen wird ab jetzt sicherlich mal ein größerer Zeitraum liegen. Täglich wird es mit ziemlicher Sicherheit nicht mehr geben. Das liegt zum einen daran, dass ihr nicht unterschätzen dürft, dass dies nicht in 5 Minuten getan ist und das ich immer vom Internet abhängig bin. Selbst wenn ich Internet habe ist es manchmal so langsam, dass es stunden dauert um Bilder hoch zu laden. Daher brauche ich immer einen guten Zugang. Bevor ihr also aufhört regelmäßig in den Blog zu schauen bzw. jedes mal enttäuscht seid, dass ich wieder nichts geschrieben habe:
Auf der rechten Seite, fast ganz oben, da ist ein Feld „Follow by Email“.
Tragt dort eure Emailadresse ein und bestätigt den Link aus der Email welche ihr dann bekommt.
Nun werdet ihr per Email informiert, sobald ich wieder geschrieben habe!

Bis zum nächsten mal also, seit gegrüßt.
Felix

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One comment

  • Milli 26. Oktober 2014   Reply →

    Hut ab vor Deiner Selbstkritik, Deiner Ehrlichkeit und Offenheit.
    Danke für den Tip mit dem Link.
    Weiterhin viel Glück.

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