Samstag, den 18.10.14 schreiben wir jetzt schon.
Nun will ich, endlich wieder mit Internet ausgestattet, mal versuchen die letzten Tage ein wenig auf zu arbeiten. Es wird ab jetzt sicherlich immer mal ein par Tage dauern, bis ich wider berichten kann. An der Westküste der Türkei sollte das nicht so ein Problem darstellen, doch so bald ich dann weiter in den Osten des Landes komme wird es vermutlich schwieriger und kann ab dann auch mal länger dauern. Dies einzuschätzen ist mir derzeit aber noch nicht möglich!
Aber erst mal zu der Aufarbeitung:

Sonntag, der 12.10.14: Aufbruch Athen
Mittags starte ich nun zur Ostküste Griechenlands. Durch schöne Wälder in den Bergen, wo offenbar viele Griechen ihr Wochenende mit der Familie verbringen.
Die Küste ist recht schnell erreicht, daher kann ich mich schon mal auf den Weg „nach oben“ machen. Bald finde ich dann auch ein kleines Fischerdorf. Etwas abgelegen am Wasser Suche ich mir ein Stück grün, dass Zelt wird aufgebaut und der Kocher angeschmissen. Bei gutem Wetter kann ich also wieder mal in Ruhe im Zelt schlafen. Vermutlich sogar ruhiger als in Athen!
Montag, der 13.10.14: das Ende der Straße
Relativ früh werde ich wach, was wohl an einem ausgezeichnetem Schlaf mit Meeresrauschen gelegen haben dürfte! Also kann ich Heute wohl bereits etwas „höher“ als gedacht kommen. Alle Plünnen gepackt geht es dann los, weitgehend an der Küste entlang. Dann treffe ich auf ein noch kleineres Fischerdorf, bleiben möchte ich hier nicht, es ist auch noch sehr früh am Tag. Aus dem Dorf führt nur ein anderer Weg als der, den ich bereits gekommen bin. Die Schotterpiste ist stark ausgewaschen und nicht ungefährlich, so führt sie teilweise sehr nah am Abhang. Ein Fahrfehler würde mindestens sehr weh tun, könnte aber auch recht schnell das Ende meiner Reise und den Rücktransport in einer Kiste bedeuten. Das Foto sieht wenig bedrohlich aus, ich weiß, aber an den heiklen Stellen war mir das Anhalten für Fotos nicht möglich!
Irgendwann erreiche ich eine Gabelung. Laut Karte sollte es rechts irgendwann wieder in einen Ort führen. Also rechts rum und weiter den schwierigen Weg entlang. Erwähnte ich schon, dass ich seit einer Stunde auf diesem Weg noch niemand anderen gesehen hatte?! Dann wusste ich irgendwann auch warum. Entschuldigt, aber SCHEIßE! Mitten im Steinbruch endet die „Straße“ einfach, sie ist weg gesprengt! Na super. Bereits Schweiß gebadet irre ich knapp eine Stunde durch das Gebiet, immer wieder Sackgassen. Eine der letzten kleinen Strecken führt dann endlich raus auf eine Straße. Die arme Schildkröte sucht diese wohl auch
Jetzt muss ich ein wenig durch das Hinterland fahren um wieder eine geeignete Stelle zum schlafen zu finden. Nach einer Weile werde ich wieder in einem kleinen Dorf fündig, die Strandbar ist, wie nicht anders zu erwarten war, geschlossen und die Duschen am Strand funktionieren. Jackpot!
Die Nacht ist sehr unruhig! Das Wetter ist mit seinen Wolken und starkem Wind nicht Schuld daran. Es sind die Tiere. Die Wilden Straßenhunde bekämpfen sich mitten in der Nacht, direkt neben meinem Zelt. Ein solches knurren gefolgt von Gebelle und Gewinsel habe ich in meinem Leben noch nicht gehört. Ganz bewusst lasse ich das Licht aus und verhalte mich ruhig, denn wer weiß was passiert, wenn die mitbekommen, dass da einer im Zelt liegt…
Dienstag, der 14.10.14: Robinson Crusoe
Glücklicher Weise bin ich in der letzten Nacht dann doch irgendwann mal zum schlafen gekommen und bin doch wieder mal sehr früh wach. Es kann schon bald weiter gehen. Das Wetter sieht nicht so toll aus, die Sonne versteckt sich weiter hinter einer geschlossenen Wolkendecke. Als ich Thessaloniki erreiche wird mir schnell klar, dass ich von „Stadt“ erst mal genug habe. Denn diese ist bald noch chaotischer als Athen, vermutlich weil die Infrastruktur nicht so gut ausgebaut ist. Also fahre ich einfach weiter. Nach einem Stop im Lidl und dem auffüllen der Vorräte geht es meist quer Feld ein noch bis kurz hinter Olimpiada.
Hier finde ich wieder mal einen verlassenen Strand, ich bin einfach einen kleinen Weg abgefahren und von der Straße weg. Die Bar ist schon lange verbrettert und mich begrüßt nur ein Hund. Nach dem errichten vom Camp geht es auf die Suche nach Feuerholz, mit Erfolg.
Später am Abend kommt dann bald schon Robinson Crusoe Feeling auf
Der Einsame Hund, welchen ich früher am Abend mit etwas Essen zutraulich gemacht hatte, der ist mein „Beschützer“. Denn es taucht ein weiterer Hund auf, welcher glücklicher Weise immer wieder verbellt wird. Bronko, so habe ich „meinen“ Hund genannt, da ich in der Dämmerung nur ein B am Halsband lesen konnte. Bronko legt sich zu mir ans Lagerfeuer und so sitzen wir noch lange an der Wärmequelle und schweigen vor uns hin.
Als mich dann die Müdigkeit überkommt und ich mich in mein Zelt zurückziehe, macht Bronko es sich direkt vor meinem Zelt bequem. Mit dem Wissen, dass ich von Gebelle geweckt werden würde, sollte sich jemand oder etwas nähern, kann ich ausgezeichnet schlafen.
 
Mittwoch, der 15.10.14: Neue Freunde
Am nächsten Morgen kann ich dann das Halsband von Bronko lesen.
Kein Witz, Bronko ist eine Dame und heißt Betty. Betty, wie kann man einen Hund denn nur Betty nennen?! Nun, nach einer Weile freundet Betty sich dann mit dem anderen Hund an, auch wenn es auf den ersten Blick eine Hassliebe ist. Manchmal bin ich mir nicht sicher ob die beiden kämpfen oder spielen. Hecktor, so habe ich den anderen Hund genannt, scheint noch recht jung und viel wichtiger, total spitz zu sein.
Quase spitz wie Nachbars Lumpi versucht er es doch immer wieder.
Eine ganze weile schaue ich mir das noch mit an, auch die kleinen Kätzchen mischen manchmal mit. Die, die sich in meine Absieden verkriechen werden gepackt und sanft auf das Dach der Bar geworfen. Das mache ich so oft, bis die verstanden haben, dass mein Zelt Sperrzone ist, also oft!
Am Mittag geht es los, mein Ziel ist nicht weit weg, mindestens Kavala möchte ich erreichen. Als ich dort gegen Mittag eintreffe, erblicke ich auf einem Parkplatz eine andere Reiseenduro, eine BMW 1200 GS. Das Nummernschild verrät das Herkunftsland; Italien! Nach einem „Hey guys“ werde ich von Alexandro sofort auf einen Kaffee eingeladen, ich konnte mich noch nicht Mals vorstellen. Mit der GS sind er und seine Freundin Theresa auf dem Weg nach Australien, KRASS!
Zwei Minuten später will Alexandro wohl gerade noch aufschreien, da liegt sie schon.
Ich habe gegen eine meiner eigenen Regeln verstoßen. NIE im Gefälle parken, dass geht immer schief! Kati liegt also auf der Seite, peinlich! Mit gemeinsamen Kräften steht sie dann aber auch schnell wieder und die Unterhaltung mit meinen neuen Freunden kann weiter gehen. Wir verständigen uns darauf noch etwas weiter zu fahren, grobe Richtung ist Port Lagos. Es ist eine willkommene Abwechslung mal nicht alleine zu fahren. Dort angekommen ist die Ernüchterung erst mal groß. Denn einen schönen Schlafplatz können wir hier auf den ersten Blick so nicht finden. Also geht es durch Port Lagos und noch etwas weiter.
Wir fahren eine Art Damm, dieser scheint nur für die Straße da zu sein.
Hier bremsen wir mitten drauf ein, denn zum einen erblicken wir Flamingos so weit das Auge reicht und zum anderen eine KTM 990 Adventure.
Diese gehört Dominik, einem Belgier auf dem  Heimweg.
Wie er uns erzählt, hatte er seine Maschine nach Malaysier verschiffen lassen und war einfach dort gestartet. Wow, was für eine Strecke er bereits hinter sich gebracht hatte.
Alexandro und ich schauten uns etwas beschämt an. Wieso hatten wir doppelt so viel Gepäck? Die Erklärung war einfach. Dominik hatte bereits einige Reisen gemacht und auch mal so angefangen wie wir. Und wenn ich mir überlege, dass ich jetzt schon weiß, dass ich nächstes mal einiges zu Hause lasse, dann erklärt das sein abgespecktes Gepäck.
Auch das er kein Zelt mit hat, denn er schläft meist in Motels oder dem, was sich gerade anbietet.
In den wärmeren Gebieten hatte er einfach unter freiem Himmel geschlafen, in einer Hängematte!
Nach unserem Gruppenfoto geht’s es dann für Theresa, Alexandro und mich schnell weiter.
Es wird immer später, meine persönliche Deadline für das finden einer Stelle zum schlafen ist bereits überschritten, die von Alexandro in diesem Moment.
Also sehen wir zu, dass wir etwas zügiger weiter kommen.
Mit Erfolg, denn nach kurzer Zeit haben wir dann die Möglichkeit direkt am Meer unser Lager zu errichten. Das Foto stammt vom Folgetag, da es bereits zu Dunkel gewesen war!
Als das dann geschafft ist geht es auf die Suche nach Feuerholz.
An diesem Abend sitzen wir lange am Feuer, Kochen gemeinsam und unterhalten uns über Gott und die Welt. Ziele, Träume, Meinungen und Gedanken werden ausgetauscht.
Wir ticken relativ gleich und teilen viele Anschauungen. Die beiden schaffen es sogar mich an zu fixen. Rotwein mag ich mittlerweile, interessant. Denn als ich den beiden erzähle, dass es sicher zwei Jahre her sei, dass ich zu letzt Wein probiert hatte, werde ich „gezwungen“ wenigstens zu probieren.
 
Donnerstag, der 16.10.14: So viel Wolle
Am nächsten Tag geht es dann um 10 Uhr weiter nach Alexandroupoli.
Trotz etwas Zeitmangel bei Alexandro und Theresa fahren wir die „kürzeste Strecke“ entlang. Anfangs noch am Meer auf einer Schotterpiste, anschließend endlos durch Baumwollfelder. Dass in Griechenland so viel Baumwolle angepflanzt wird war mir nicht bekannt.
Dann halten wir und Alexandros und mein Blick treffen sich, beide haben wohl einen ähnlich überraschten Gesichtsausdruck.
Uns erwartet eine Flussdurchfahrt.
Prinzipiell nicht das Problem, denn es liegen Betonplatten im Wasser. Aber ich habe bereits einige solcher trockengelegter Stellen gesehen. Und daher ist mir klar, dass es untiefen geben kann und auch einfach mal ein Stück einer Platte fehlen kann. Für die PKW und LKW ist das daher komplett ungefährlich. Rutscht aber ein Rad in ein Loch oder einfach nur weg, dann resultiert daraus ein unfreiwilliges Bad und möglicher Weise auch etwas Schmerz!
Da die beiden zu zweit auf dem Motorrad sind fahre ich vorweg. Die Traktionskontrolle noch schnell ausgeschaltet damit mich die Elektronik im Wasser nicht am ausgestreckten Arm verhungern lässt. Geschafft, problemlos. Nun folgen die Beiden mir in meiner Spur. Geschafft, alle man heile drüben.
Nach einer sehr schönen Passstraße erreichen wir dann Alexandroupoli. 
Der Himmel ist nach wie vor bedeckt, leider so weit das Auge reicht.
Hier trennen sich unsere Wege leider schon wieder, denn die beiden wollen noch Istanbul erreichen und ich hänge hier fest. Denn leider werde ich noch etwas auf meine Pakete aus Deutschland warten müssen. Diese enthalten mein Visum für den Iran, ein par Ersatzteile und Reifen. Der hintere würde erstaunlicher Weise noch etwas durchhalten, aber für sandige und matschige Pisten war es das dann jetzt wohl…
In Alexandroupoli suche ich mir also erst einmal ein Cafe. Denn hier gibt’s für 2€ dann nicht nur endlich mal wieder einen Kaffee, nein es geht mir ums Internet.
Aber leider war das ein Reinfall, denn das Internet bricht andauernd ab, schade.
Ich mache aber noch eine nette Bekanntschaft. Kissoudakis bremst spontan mit seinem Roller am Cafe ein. Er hat Kati erblickt und scheint ein großer KTM Fan zu sein. Das verrät mir unter anderem der KTM Pullover. Leider kann er sich nur kurz unterhalten, denn er muss zu einem Termin. Dennoch eine nette Bekanntschaft!
Jetzt muss ich mir erst mal einen Platz suchen, an dem ich das bevorstehende Wochenende und den ersten Teil der kommenden Woche verbringen kann.
Vorräte habe ich genug, aber einen Platz zu finden ist hier nicht einfach. Eine Stunde suche ich bald, da finde ich dann endlich einen Platz am Strand. Dort möchte ich dann in einer kleinen Hütte fragen, ob es in Ordnung ist, wen ich mich „da auf die Wiese“ stelle. Nach dem klar ist, dass ich aus Deutschland komme ertönt: „Dann sprich doch Deutsch man!“.
Georgyos hat neun Jahre in Deutschland gelebt und ist nach dem Tod seines Vater zurück um die Strandbar weiter zu führen. Hier kann ich bleiben, denn ich bin etwas geschützt, habe das Meer und nicht nur einen Gartenschlauch als Dusche sondern auch eine Trinkwasserquelle! Perfekt, habe ja auch echt lang genug gesucht.
Am Abend fährt Georgyos dann nach Hause und ein wenig später kommt ein kleiner Camper an den Strand gefahren. Nur kurz einmal die Lage gecheckt weiß ich, es sind Deutsche die gerade aus der Türkei kommen. Da es „spät“ ist verständigen wir uns darauf uns am nächsten Tag zu Unterhalten.
 
Freitag, der 17.10.14: DAS Frühstück
Gesagt getan, denn am nächsten Tag werde ich nach einem Bad im Meer und einer Dusche von Peggy und Matthias zum Frühstück eingeladen. Nach dem wohl reichhaltigsten Frühstück seit Beginn meiner Reise erzählt Matthias mir ein wenig über die Türkei und zeigt mir ein par Orte auf der Karte. Denn die Westküste hatten die beiden gerade hinter sich gebracht. Wieder mal viele neuen Informationen und eine total nette Bekanntschaft reicher! Anschließend reisen die beiden Richtung Heimat ab.
Ich verbummle den Tag am Strand und schaffe es dann mir Abends eine Kleinigkeit zu kochen. Es war ein ruhiger Tag.
 
Heute, 18.10.14: Die hässliche Kirche
Nach dem ich ausgeschlafen habe bekomme ich von Georgyos ein wenig Obst und sogar etwas Brot mit Honig zum Frühstück. Super, dann kann ich jetzt ja starten die Küste etwas entlang zu fahren und mir vielleicht noch den ein oder anderen Ort anzuschauen.
Über eine Schotterpiste geht es dann eine Weile am Meer entlang bis ich eine Kirche erreiche.
Ich frage mich wer, wann und vor allem warum hier eine Kirche gebaut hat.
Das einzig schöne an ihr ist die Aussicht, die Kirche selber ist zwar nicht klein, aber nicht schön.
Dann geht es zurück ins Camp und ich schaffe es mit viel Glück den Besitzer eines Restaurants abzupassen, um diesen nach dem Key für das WiFi zu fragen.
Ja und jetzt, ich sitze oben an dem Restaurant, welches auch bereits in der Winterpause ist und schreibe mit dem Blick aufs Wasser gerichtet diese Zeilen. Die Sonne versinkt so eben in dem Teil Griechenlands, aus welchem ich erst vor kurzen angereist bin.
Nun werde ich wohl noch ein wenig meine Fotos sortieren, damit ihr auch schon mal eine kleine Auswahl zu Gesicht bekommt. War ja auch viel nachzureichen…

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2 comments

  • Milli 18. Oktober 2014   Reply →

    Spannend Deine Schilderungen; eine schöne Fotoausbeute und einfach toll, das mit"erleben" zu können. Danke!

  • Milli 19. Oktober 2014   Reply →

    Hallo Felix,
    es macht wirklich Freude, Deinen Blog zu lesen. Du schreibst, wie es Dir vom Herzen kommt. ("Man sieht nur mit dem Herzen gut.")
    Man spürt das. Es ist -wie man so schön sagt- authentisch. Schön, dass Du gerade auch die "Neben"eindrücke und kleinen Erlebnisse wahr- und in Deinen Bericht aufnimmst. Auch Deine Tierbeobachtungen und Begegnungen: wunderbar. …und immer wieder die positiven Erfahrungen mit anderen Menschen, mit " Fremden".
    Besonders intensiv: "Die Sonne versinkt soeben in dem Teil Griechenlands, aus dem ich erst vor kurzem abgereist bin."! … Und dann mit dem Bild dazu. Was für neue Perspektiven und Dimensionen tun sich Dir auf. Ich wünsche Dir, dass Du Dir das bewahren kannst – auch in problematischeren Momenten.
    Weiter so und gutes Gelingen.

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