Der Heutige Tag war umfassend, daher gibt es einen zweigeteilten Post.
Teil 1: Felix und das Minenfeld
Teil 2: Felix auf Entdeckungstour in Sarajevo nachts
Teil 1:
Wie bereits gewohnt ließ ich mich von mir selber wecken.
Ausschlafen war für diesen Tag aber auch wichtig, da gutes Wetter angesagt war und ich rund um Sarajevo auf Tour gehen wollte. Gesagt getan. Bei blauem Himmel und Sonne starte ich in eine ca. sechs Stunden Tour auf Kati. Nur das wusste ich zuvor nicht, sondern entwickelte sich einfach so.
Das Navi natürlich auf „kurvige Strecke“ gestellt, ging es erst wieder durch nur leicht besiedeltes Gebiet, genau das richtige! Ich wurde wieder mit einem atemberaubendem Ausblick belohnt.
Wenig später dann auch mit etwas Geschichte in Kontakt gebracht.
Viele alte Gebäude, teils auch unbewohnt, tragen noch Spuren vom Krieg!
An dieser Stelle nur kurz dazu. Alleine in bzw. direkt um Sarajevo verloren über 11.000 Menschen ihr Leben, die Stadt wurde zu großen Teilen schwer beschädigt oder zerstört und auch die Olympische Stadt, welche 1984 die Winterspiele beherbergte wurde massiv beschädigt! All dies nur 10 Jahre nach den Spielen. Mir wird eindringlich ans Herz gelegt, dass Gelände weiträumig zu meiden.
Es ist voll mit Mienen und Kriegsüberbleibseln!
Also fahre ich blind drauf los. Einfach den kurvigen Straßen folgen in Richtung einer der zahlreichen Nationalparks. In Olovo gibt es dann frisches Lamm, ein gutes Frühstück. Kurz hinter dem relativ kleinen Dorf biege ich einfach frei schnauze ab. Dem Wasser folgen, funktionier fast immer und auch dieses mal sollte ich wieder Recht behalten! Die Strecke lässt sich angenehm fahren, ist aber sehr schmal und teilweise durch die Unwetter dieses Jahr stark unterspült und mit Vorsicht zu genießen.
Um die Landschaft genießen zu können kann besser mal angehalten werden, denn die Strecke fordert Aufmerksamkeit. Ich halte auch an einer klapprigen Brücke, kurz hinter einem Erdrutsch und traue mich. Der Blick sagt wohl alles. Vor allem die Geräusche, dieses Knarren und Knarzen sind es, die mir Respekt einflößen! Schnell Fotos machen und weiter:
An zu vielen Stellen sieht man noch das Ausmaß der Überflutungen dieses Jahres, von denen einfach viel zu wenig berichtet worden ist! Selber wusste ich davon auch nur, weil ich im Vorfeld versucht habe mir ein Überblick zu verschaffen, was in den Ländern die ich bereisen werde so los war und ist!
Dann der Schock. Aus der Entfernung erspähe ich bereits eine Straßensperre. Scheiße, bitte nicht alles wieder zurück, dass kenne ich doch jetzt schon! Es wird eine neue Brücke gebaut. Richtung groß und scheinbar richtig professionell. Mitten im Arsch der Welt!
Aber kein Wunder, so hat das Unwetter die alte Brücke einfach geschluckt…
Da die Furche auf der einen Seite der Sperre voll mit Matsch ist, müssen die Koffer ab.
Wow, ohne auf die Fresse geflogen zu sein, Premiere 😛
Ohne Koffer passt es so gerade eben vorbei, ohne im Stacheldrahtzaun hängen zu bleiben (dieser ist gut getarnt in der Botanik, die Sau!).
Koffer wieder dran, Fotos gemacht und aufsitzen.
Es geht ohne Ende am Fluss weiter, also biege ich einfach mal wieder ab.
Das ist hier gar nicht auf der Karte verzeichnet, vermutlich weil es ein Schotter Weg ist, der an einem Fluss lang führt, der ebenfalls nicht verzeichnet ist!
Die Natur hat sich auch hier so einiges wieder geholt:
Und dann ist es nach einer ganzen Weile so weit. Ich begreife wo ich gelandet bin.
Die ganze Zeit habe ich mich gefragt, warum hier außer mir sonst keiner ist, warum hier so viele Rodungsarbeiten abgebrochen worden sind und die kleinen Waldhütten verlassen sind.
Schein bar sind auch hier durch Unwetter die Mienen lustig verschleppt worden.
Denn mit einem mal befinde ich mich wieder auf miserabel „asphaltierter“ Straße vor diesen Schildern!
Aber nicht eins! Alle 20 Meter ist ein solches Blechschild links wie rechts an einen Baum genagelt.
Guter Orientierungsinn ist wohl einfach alles. Das war so definitiv nicht eingezeichnet, aber was soll es, wenn ich auf diesem Pfad jetzt hier raus komme ist ja alles bestens gelaufen!
Ich schwöre, dass ich keine Todessehnsucht habe und das es unter „dumm gelaufen“ abzulegen ist.
Wie geplant fahre ich durch die Pampa, da wo wohl selten bis nie Touristen vorbei kommen.
Ich werde von jedem kritisch beäugt, als käme ich von einem anderen Stern.
Dabei Pflügen die hier doch noch mit Pferd und von Hand. Perfekt, genau hier wollte ich hin.
Wieder bekomme ich das Lächeln nicht aus dem Gesicht. Dieses Gefühl von Freiheit durchströmt mich voll und ganz, ich kann hier machen was und wie ich es will! Herrlich! Also wird erst mal etwas gesummt und anschließend gibt es noch ein Gespräch mit mir selber, was es in sich hat…
Am frühen Abend wieder in Sarajevo eingetroffen schleppe ich mich durch den Feierabend Verkehr!
Aber einen solchen habe ich noch nicht erlebt. Wo ich kann mache ich auf der Trennungslinie meine eigene Spur auf. Die Entgegen kommenden weichen brav zur Seite wo es eng wird und ich kassiere nicht eine Lichthupe! In Deutschland wäre ich vermutlich erblindet vor Lichthupen! Feine Sache!
An meiner Schlafstätte eingetroffen wird die Kati wieder in den feuchten Keller geparkt. Je nach Wetter wird sie da wohl Morgen auch über Tag stehen…
Teil 2: Felix auf Entdeckungstour in Sarajevo nachts