Ironischer weise hatte ich dieses Thema schon länger auf meiner Liste von Ideen für zukünftige Beiträge. Allerdings hätte ich natürlich niemals gedacht, dass das Thema für mich jemals so einen krassen Realitätsbezug haben wird…wer erwartet das schon.
Natürlich es ist Riskant! Im Grunde setzen wir uns auf einen Motor mit zwei Rädern ohne jeden Schutz. Manche gehen ans Limit von Mensch und Maschine. Wir begeben uns absichtlich auf Terrain das eine größere Herausforderung darstellt. Wir nehmen die Herausforderungen und all ihre Konsequenzen an. Wir begeben uns willentlich als schwächstes Glied zwischen andere, größere, stärkere, Verkehrsteilnehmer.
Zu einem großen Teil haben wir das Risiko selbst in der Hand. Aber zu einem großen Teil hängt der Ausgang einer Fahrt aber auch vom Zufall ab. Wie z.B. bei mir als ich damals nach meinem Unfall in der Wüste in Dubai gestrandet bin. Oder er hängt wie in Felix Fall, leider mit fatalen Folgen, von der Aufmerksamkeit anderer Menschen ab.
Auch wenn wir es gerne ausblenden, ausschließen kann man das Risiko leider nie!
Ich bin aber auch der Meinung, dass es riskant ist, es nicht zu tun! So viele atemberaubende Momente hätten wir nicht erlebt. So viele Erinnerungen hätten verpasst. So viele Herausforderungen nicht gemeistert. Und so viele Geschichten hätten wir nicht erzählen können.
Und ist es nicht genau das, am Ende des Tages, worauf es im Leben wirklich ankommt? Sind es nicht genau die Herausforderungen und Hürden auf die wir später zurück blicken? All die Risiken die wir eingegangen sind und die wir erfolgreich gemeistert haben? Und würden wir uns nicht irgendwann vorwerfen sie nicht angenommen zu haben?
Und ist es nicht genau das was uns Menschen dahin gebracht hat wo wir heute stehen? Wo wären wir, wär’n wir nicht in der Vergangenheit all die Risiken eingegangen, die Menschen eingegangen sind?
Im bis zur Perfektion abgesicherten Leben in Europa neigen wir all zu oft dazu übervorsichtig zu werden. Natürlich könnten wir unser Leben nahezu ohne jegliches Risiko bestreiten und unseren eigenen Erfolg daran fest machen wie weit wir es in unserem Job gebracht haben, wie wir leben, was für ein Auto wir fahren, etc. Aber tief in uns steckt ein Verlangen, ein Drang uns mit uns selbst zu messen, einen Schritt weiter zu gehen, nach echten Herausforderungen zu suchen, den Elementen zu trotzen, der Gefahr ins Auge zu blicken.
Mutwillig begeben wir uns in sonst nicht mehr vorhandene Gefahrensituationen nur um unseren Durst nach Adrenalin zu stillen, um einen echten Erfolg, jenseits von Job und Karriere, am eigenen Leib zu spüren nachdem wir unser Leben zu einem gewissen Grad aufs Spiel gesetzt haben, nur um der Gefahr die Stirn bieten zu können.
Motorrad fahren und unsere Reisen ist nur eine, unsere, Variante dieses Verlangen aus zu drücken. Wir messen uns dabei mit der Strasse, den Trails, der Landschaft, dem Land das wir bereisen und unseren Maschinen. Wir setzen uns nahezu ungeschützt den Elementen aus, geben uns dem Land das wir bereisen völlig hin. Können nie genau sagen wo wir am nächsten Abend sind. Machen uns Abhängig von der Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft der Einheimischen. Reisen mit einem Minimum an Besitztümern. Legen unser ganzes Vertrauen in unsere Bikes und darein, dass sie uns am nächsten Morgen weiter bringen, wo hin auch immer. Nur um am nächsten Abend wieder nicht zu wissen wo wir am Abend darauf sind.
Das Motorrad gibt uns die Möglichkeit Orte und Gegenden zu bereisen und zu entdecken die uns sonst vermutlich verwehrt geblieben wären und Erfahrungen zu machen die wir niemals gemacht hätten, wären wir nicht auf dem Landweg und individuell gereist.
Und deshalb, auch wenn es angesichts der Situation für manche makaber klingen mag, glaube ich ja, Motorrad fahren ist auf jeden Fall das Risiko wert! Und ich bin mir ziemlich sicher Felix hat das genau so sehen.
In diesem Sinne, allzeit gute Fahrt!