Wir haben es Geschafft! Anfang letzte Woche ist nun endlich Manuels neue KTM gekommen und es konnte los gehen auf den ersten gemeinsamen Wochenendtrip. Lange ersehnt hatten wir uns vorgenommen der hektischen Stadt zu entfliehen und in die Berge und deren Wadis zu fahren. Gerade nach dem heftigen Unwetter erwarteten wir schöne Wadis vorzufinden. Nicht lange in den Bergen und schon nach kurzer Suche hatten wir die Einfahrt in das erste Wadi (Wadi Shawqa) gefunden. Spektakulär, dass beschreibt unsere Glücksgefühle wohl am besten, die wir in unserer kurzzeitig zurückgewonnenen Freiheit empfanden.
Nachdem ich am Anfang die Arabische Halbinsel überhaupt nicht auf dem Radar hatte habe ich später während ich mit Verletzung in Dubai fest saß festgestellt, dass ich das bereut hätte und wollte seit dem schon lange mal einen Abstecher in den Oman machen. Aber wie das so ist, zurück im Arbeitsleben wird man gerne mal träge, dann hat es zeitlich nicht gepasst, dann war es zu heiß (40 Grad und mehr auf dem Motorrad machen einfach keinen Spaß), und und und.
..oder „Pläne sind ja bekanntlich gemacht um sie zu ändern“. Vermutlich ein Grund warum ich immer noch in Dubai fest sitze. Und warum ich anstatt weiter zu reisen beschlossen habe die Gelegenheit wahr zu nehmen und meiner Karriere und Reisekasse etwas gutes zu tun. So zumindest der ursprüngliche Plan…
Der letzte Beitrag ist ja schon einige Wochen her, so langsam kehrt der Reisealltag ein, Neues überrascht nicht mehr so sehr, Sehenswürdigkeiten werden uninteressanter, das Reisetempo wird gedrosselt und man wird faul von Zeit zu Zeit…schreibfaul zum Beispiel. Es ist nicht so, dass die klassischen Touristen-Aktivitäten nicht doch noch Interesse wecken aber irgendwann wiederholen sie sich und die größten Überraschungen bleiben die Menschen denen man auf der Reise über den Weg läuft. Nun aber zurück zum Thema, wo waren wir stehen geblieben? Auf dem Weg nach Esfahan glaube ich.
Selbst wenn ich mich ausgiebig über den Iran informiert habe, mit Leuten gesprochen habe die dort waren, einige weitere auf meiner Reise kennen gelernt habe – Der Iran ist und bleibt eine Unbekannte für uns Westeuropäer. Entgegen aller Vorurteile und wie von allen prophezeit die tatsächlich dort waren wurde ich herzlichst Empfangen und habe mich bisher nie unsicher gefühlt. Im Gegenteil, von der Offenheit, dem Interesse und der Gastfreundschaft die einem hier entgegengebracht wird sollten wir uns in Europa lieber mal ein wenig abschneiden. Mittlerweile bin ich nach eineinhalb Wochen in Esfahan im Zentraliran angekommen und es ist Zeit für ein erstes, diesmal etwas länger ausgefallenes, Fazit.
Die neue Kreditkarte war also auf dem Weg. Das bedeutet es kann weitergehen in die Zentraltürkei und danach endlich in den Iran. Doch bereits auf dem Weg von der Küste ins Landesinnere kam das böse Erwachen. Die drei Wochen Verzögerung bedeuten hier im Hochland (1000m aufwärts) doch schon einen gewaltigen Klimaunterschied. Dazu kam, dass gerade eine für die Jahreszeit ungewöhnliche Kältewelle herrschte. So hab ich mich bei bis zu 0-8 Grad Nachts/Tags auf dem Moped sowie am Abend doch etwas unwohl gefühlt – Was der Laune und den Eindrücken aber nichts abtat. Seltsames Gefühl trotzdem, dass man wenige Tage vorher im Meer baden war.
Ok, mir war von Anfang an klar, dass irgendetwas auf der Strecke bleiben wird. Ich bin ja grundsätzlich optimistisch. Davon aus zu gehen, dass auf solch einer Reise alles nach Plan verläuft aber ist unrealistisch. Nur musste es mir denn gleich nach einem Monat passieren, dass ich meine Kreditkarte im Automaten stecken lasse? Aber – ich bin ja Optimist – es hatte auch Vorteile, nachdem der erste Monat ziemlich hektisch war hat mich das Warten auf die neue Karte ein wenig entspannt und in eine bessere Stimmung fürs Langzeit-Reisen versetzt. Und – ich bin ja auch Vorbereitet – da ich eine zweite Karte sowie Cash-Reserven bei mir habe war der Verlust halb so wild aber mehr dazu später.
Da war er also, der erste Schritt auf asiatischem Boden, realisiert habe ich ihn aber erst ein paar Kilometer später, klingt spektakulärer als es ist. Von Istanbul ging es weiter die Westküste der Türkei entlang Richtung Süden, nirgendwo sonst sind so viele Ruinen aus römischer Zeit erhalten geblieben wie hier von wo aus das römische Reich lange Zeit regiert wurde, es gab also viel zu sehen. Nach dem hektischen Treiben in Istanbul tat es gut mal wieder ein wenig ab vom Schuss unterwegs zu sein.
Istanbul ist groß. Und Istanbul ist anders. Anders als andere Großstädte (ok, von denen ich nun wirklich nicht viele gesehen habe) und ganz anders als ich es mir vorgestellt hatte. Alte Architektur mit orientalischer Flair gepaart mit modernem offenem islamischen Lifestyle schaffen eine ganz besondere Atmosphäre. Rund um die Uhr herrscht hektisches Treiben überall und man kann wirklich sagen diese Stadt lebt.
Es fühlt sich ein wenig an wie der letzte sichere Hafen vor dem Aufbruch ins Ungewisse. Momentan genieße ich noch ein paar Tage Ruhe bei meinem Onkel in Griechenland vor dem großen Aufbruch ins Ungewisse, vor dem ersten Schritt auf einem neuen Kontinent, vor den letzten Metern auf mir bekanntem Territorium, vor dem eigentlichen Beginn meines Abenteuers.