Der letzte Beitrag ist ja schon einige Wochen her, so langsam kehrt der Reisealltag ein, Neues überrascht nicht mehr so sehr, Sehenswürdigkeiten werden uninteressanter, das Reisetempo wird gedrosselt und man wird faul von Zeit zu Zeit…schreibfaul zum Beispiel. Es ist nicht so, dass die klassischen Touristen-Aktivitäten nicht doch noch Interesse wecken aber irgendwann wiederholen sie sich und die größten Überraschungen bleiben die Menschen denen man auf der Reise über den Weg läuft. Nun aber zurück zum Thema, wo waren wir stehen geblieben? Auf dem Weg nach Esfahan glaube ich.

Auch wenn man von Iran im Rest der Welt sehr wenig mitbekommt, von Esfahan hat man spätestens seit den Aufständen vor ein paar Jahren meist schon mal als Welt-offenere Studentenstadt gehört. Und das Bild trifft auch zu. Esfahan ist anders. In Esfahan wird speziell unter den jüngeren definitiv anders gelebt. Hier wird gefeiert, getanzt (verboten), getrunken (verboten) und geflirtet (ab einem gewissen Punkt auch verboten) wie in jedem anderen Land – allerdings heimlich und hinter verschlossenen Türen.

Übernachtet habe ich bei meiner ersten Couchsurfing Erfahrung. Alireza war ein vorzüglicher Gastgeber aber der Alltag eines Appartments kombiniert mit den offeneren Menschen hat bei mir dafür gesorgt, dass eine Art Alltag eingekehrt ist. So wurden aus drei Nächten Esfahan acht und ich bin vermutlich der Tourist der in der größten Zeit am wenigsten von der Stadt gesehen hat.

Die ersten Tage gab es auch nicht viel zu sehen, es war Ashura. Ein Fest an dem der Unterdrückung und den Opfern unter den ersten Moslems gedacht wird. Es gibt überall Zeremonien und Essen umsonst aber alles andere ist geschlossen – eine interessante Erfahrung war’s trotzdem. Wenn wir aber Sehenswürdigkeiten besucht haben war es sehr interessant, Ali war früher Tourguide, konnte einiges erzählen und kannte einige versteckte Tipps. Da steht man schon mal plötzlich auf den Dächern neben dem Nagsh-e Jahan Platz.

Nach einer guten Woche ging es dann endlich weiter nach Yazd. Im Reiseführer als Pflichtpunkt aufgeführt war die Stadt doch eher enttäuschend. Einziger Benefit, es zieht sämtliche Reisende aus aller Welt hier hin, meist ins Silkroad Hotel. So habe ich, nachdem ich vorher nie einem über den Weg gelaufen bin, in den drei Tagen 5 Motorrad und zahlreiche andere Langzeitreisende kennen gelernt. Zag (AUS), Mark (NZ) und Tim (NL) kamen gerade aus Pakistan auf dem Weg nach Europa im Iran an. Ein bisschen neidisch auf ihr Abenteuer war ich ja schon. Da wir alle nicht sonderlich beeindruckt von Yazd waren, vermutlich sind wir alle schon zu lange unterwegs und haben zu viel gesehen, ging’s nach zwei Nächten zusammen weiter nach Shiraz.

Shiraz ist für zwei Dinge bekannt, Gedichte und Wein. Letzteres hat seit der islamischen Revolution nur noch mäßige Präsenz und ich bekam keine Gelegenheit ihn zu probieren. Auch mit den Gedichten in Farsi konnte ich meist nichts Anfangen. Die Tage in Shiraz habe ich trotzdem in guter Gesellschaft sehr genossen. Im Niayesh Boutique Hotel trifft man wie auch in Yazd viele Langzeitreisende, teils ebenfalls auf Motorrad – wo kommen die auf einmal alle her? Zvone, ein Reise-Autor und Fotograf aus Slowenien, war mit seiner Tochter Kaja auf dem Weg in den Oman und Martin, ein Argentinier der seit 8 Monaten durch Amerika und Europa tourt, war auf dem Weg über Dubai nach Indien.

Von der Überfahrt nach Dubai haben Martin und ich sehr viel schlechtes gehört, Papierkrieg. Und so haben wir uns kurzerhand in Bandar Abas im Süden zusammengeschlossen um uns an die Überfahrt zu wagen. Keine schlechte Idee. Ja es gibt eine reguläre Fähre. Das bedeutet aber nicht, wie von den meisten Europäern erwartet, dass man ein Ticket kauft und auf’s Schiff fährt. Die Motorräder werden am Hafen wie reguläre Fracht behandelt. Sämtliche Zollformalitäten mit eingeschlossen. So verbrachten wir knapp 7 Stunden im Hafen von Bandar Abas und knapp 5 Stunden im Hafen von Sharjah in den Emiraten. Und in der Zeit waren wir alles andere als untätig. Formular hier, Stempel dort, Kopiere dies, Unterschreibe das, bringe dies dort hin, hole das woanders ab. Und da man die Formulare in Farsi nicht lesen kann hat man keine Ahnung was man eigentlich gerade tut. Gute Gesellschaft hebt hier auf jeden Fall die Moral!

Am Ende des Tages haben wir die Motorräder aber sicher in die Emirate bekommen von wo aus die weitere Verschiffung organisiert wird aber mehr dazu das nächste mal.

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2 comments

  • Thorsten Schmiady 1. Dezember 2014   Reply →

    Wie immer ein großes „Like“…es macht viel Spaß, Dich hier auf Deiner Reise zu begleiten….

    • Manuel 4. Dezember 2014   Reply →

      ..und wie immer ein großes „Re-Like“. Es macht mindestens genau so viel Spaß positives Feedback für die Arbeit zu erhalten 😉

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